Das Naturforscherschiff by Wörishöffer Sophie

Das Naturforscherschiff by Wörishöffer Sophie

Autor:Wörishöffer, Sophie [Wörishöffer, Sophie]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-11-15T05:00:00+00:00


Neuntes Kapitel

Nach Java. Das Totental. Die Flammen des Moro Avi. Der Gewittersturm. Die Höhle des Verrats. Das Tigerpaar. Wieder unter Menschen. Der Feuer- und Schlammberg. Zurück zur »Hammonia«. Die Strafe der Gelben.

»Kapitän,« meinte Holm eines Morgens, während der Dampfer den Sundainseln zusteuerte, »Kapitän, ich hätte Ihnen einen Vorschlag zu machen.«

»So lassen Sie hören, mein Bester.«

»Ich möchte, ehe wir später nach Australien gehen, noch – bis zur südlichen Barriere vordringen.«

»Daß dich!« rief voll Erstaunen der Alte. »Weiter nichts?«

»Nein Kapitän, weiter nichts. Das Geheimnis des Südpols mag immerhin noch unentdeckt bleiben, aber bis an das Packeis wollte ich doch gern kommen. Wir brauchen auch die Tiefseegeschöpfe der kalten Regionen, wir möchten Walfische und Robben, Eisberge und die Brandung der unzugänglichen Macdonaldinseln kennen lernen. Ein paar Monate werden es ja tun.«

»Gewiß,« nickte der Kapitän. »Kleine tausend Meilen, was will das sagen?«

Alles lachte. Daß sich aber der gutmütige Führer dieser Expedition nicht sträuben würde, die allen Seeleuten so außerordentlich unliebsame Tour nach dem Südpolarkreise wirklich zu unternehmen, wußten sie trotzdem. Die Knaben entwarfen bereits lange Listen solcher Gegenstände, welche für die Tage des Frostes und Schneefalles unerläßlich waren, nämlich große Mäntel aus Schaffellen, Pelzstiefel und Pelzmützen, Fußdecken und ein Käfig für die beiden Affen, denen das Spiel im Tauwerk doch leicht zu ungemütlich werden könnte. Das alles sollte in der nächsten Hafenstadt gekauft werden, ebenso Harpunen und solche Vorräte, die durch außerordentlich hohe Kältegrade nicht leiden. »Es muß köstlich sein, einmal wieder nach Herzenslust zu frieren,« meinte Franz. »Wenn ich Schnee fallen sehe, dann – könnte es mich überrumpeln wie Heimweh.«

»Nicht wahr, zu Hause ist's doch am besten?«

»Möchtest du denn immer auf Reisen bleiben, immer fremd am fremden Orte, ohne eine Heimstätte, die dir gehört, Karl?« »Gewiß nicht, mein lieber Junge. Andere Gegenden haben vielleicht hohe Reize, aber die Heimat hat doch den höchsten. Für den Grönländer sowohl wie für den Tropenbewohner.«

»Ob man sich aber nicht wieder hinaus sehnen wird in die bunte Ferne, Karl, ob man, nachdem an Auge und Geist die Schönheit aller Länder vorübergezogen, noch wieder ruhig in Hamburg im engen Kontor sitzen und – Profit und Schaden gegen einander abwägen kann?«

Holm lächelte. »Ich hoffe es,« antwortete er nur.

Damit war die Unterhaltung beendet, namentlich weil man mit dem Schleppnetz fischen und die Tiefe untersuchen wollte. Was an bereits eingefangenen Krebsen und genießbaren Flossenträgern mit herauf kam, das wanderte in die Küche, alles andere dagegen wurde präpariert und verpackt, die Würmer, Schnecken, Quallen und die hübschen Anemonen, ebenso einige seltene Fische und einmal sogar eine kleine Wasserschildkröte, deren Art Holm völlig unbekannt war.

So zog die »Hammonia« wochenlang durch den blauen Indischen Ozean dahin, erst südlich von Sumatra, dann längs der Küste von Java nach Norden.

Als der Hafen von Surabaja nach glücklicher Fahrt erreicht war, wurden Pferde gemietet und unter Begleitung von Malaien die neue Reise angetreten. Da hier die Eingebornen an den Verkehr mit Europäern vollständig gewöhnt und nirgends mehr wild waren, so gestaltete sich alles leichter, obwohl freilich Kapitän und Steuermann den Ausziehenden rieten, vor dem treulosen, hinterlistigen Charakter der Malaien auf ihrer Hut zu sein.



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